Der SK Vorwärts Steyr ist stolz immer wieder junge Talente aus der Region, idealerweise aus dem eigenen Nachwuchs oder Juniors-Bereich in die Kampfmannschaft zu integrieren. In den vergangenen Jahren konnten regelmäßig Spieler bereits Zweitligaluft schnuppern.

„Es war das erklärte Ziel eine hohe Durchlässigkeit zwischen 1. Mannschaft und Juniors zu schaffen, um unseren Talenten auch einen Anreiz zu bieten“, so Jürgen Tröscher, sportlicher Leiter des SK BMD Vorwärts Steyr. In der Vergangenheit versuchte man, mit fixen Kaderplätzen für die Trainings Juniors-Spieler heranzuziehen, mittlerweile ist es ein variables Gebilde. „Es gibt Ausbildungsplätze, die jedoch nicht fix an einen Spieler vergeben werden, sondern womit besondere Leistungen über einen gewissen Zeitraum honoriert werden sollen,“ führt Tröscher weiter aus, „die Anzahl der Ausbildungsplätze haben wir ebenfalls laufend variiert. Bietet sich keiner an, gibt es keinen.“ In der laufenden Spielzeit sind vor allem Sahan Tunahan, Amir Pasic und Kenan Karahodzic zu nennen, die im Herbst mehrere Wochen bei der 1. Mannschaft auf sich aufmerksam machen durften.

Kehrseite der Medaille

Doch die hohe Durchlässigkeit bringt auch ungewollte Auswirkungen mit sich, wie die Verantwortlichen erfahren mussten. So hatten talentierte Juniors-Spieler nach der 1. Trainingswoche mit der Kampfmannschaft plötzlich Spielermanager, welche ihnen Probetrainings in ganz Europa organisierten.

„Wenn sich nach 3-4 Einheiten plötzlich der Spielerberater meldet und von einer super Chance in Italien berichtet, dann kommen einem schon Zweifel, ob das gesund ist für die Jungs. Zuerst sind es oft die Eltern, die dann plötzlich die Notwendigkeit sehen, den eigenen Sohn professionell betreuen zu lassen und schon melden sich Berater, die den Spieler nicht mal richtig kennen und organisieren irgendwelche Probetrainings bei Vereinen, die sie nicht kennen. Währenddessen wird dem Jungen täglich erzählt, wie toll und besonders er nicht ist,“ sieht Tröscher die Entwicklung kritisch. Den, so führt der sportliche Leiter weiter aus, folgen nicht selten Enttäuschungen, wenn das Probetraining platzt oder der Spieler nicht entspricht.

Folgenreicher für den eigenen Klub ist es dann, wenn er sich bei der 1. Mannschaft nicht auf Anhieb durchsetzt. „Sein Berater erzählt ihm von Italien und wie gut er ist. Dann kommen wir und sagen ihm, was noch alles fehlt und woran er arbeiten muss und was wir in den Juniors-Spielen von ihm erwarten. Danach denkt sich der Spieler, dass sich die vom eigenen Verein – die, die ihn am besten kennen – nicht auskennen und er wird unzufrieden.“

Doch auch wenn die Spieler den Sprung in den Kader schaffen, gibt es Problematiken. „Wir haben eine gewisse Zufriedenheit verspürt. Die Spieler sind Teil des Teams, kommen zu Einsätzen und wähnen sich bereits am Ziel. Dabei beginnt da erst die harte Arbeit,“ so Tröscher. Nicht umsonst predigt Cheftrainer Daniel Madlener gebetsmühlenartig „Hard Work“ in den Spieleransprachen,“es ist noch enormes Steigerungspotential in jedem einzelnen Spieler vorhanden“, so der Trainer.

Raus aus der Komfortzone

Mit Michael Martic, Aleksandar Maric, Patrick und Daniel Bilic stehen aktuell 4 Eigenbauspieler aus den Jahrgängen 1999-2001 im Kader der Kampfmannschaft. Dazu kommen mit Philipp Ablinger und Miroslav Cirkovic weitere Talente, die in den letzten Jahren zum Verein gestoßen sind. Die Entwicklung ist unterschiedlich, wie der sportliche Leiter beschreibt.

„Aleks hatte 2021 ein schweres Jahr. Er hat sich nach einer langwierigen Verletzung gleich wieder schwer verletzt aber sein Einsatz und sein Ehrgeiz ist beeindruckend und professionell. Er weiß genau was er will. Mike hat sich kontinuierlich gesteigert und sich seine Einsätze in der 2. Liga verdient, er ist in die Mannschaft hineingewachsen. Zuletzt war es schwieriger, doch das ist normal. Aktuell ist er mit dem Grundwehrdienst ein Stück weit ins Hintertreffen geraten. Paki wurde im Laufe des Herbstes nie 100%ig matchfit, da hatten wir höhere Erwartungen. Dani konnte den Status des schlampigen Talents bisher nicht ablegen und die Leistungen waren sehr schwankend, nun kommt auch bei ihm der Grundwehrdienst dazu. Phil hat seine Leichtigkeit etwas verloren und muss wieder den Fokus finden. Miro wurde durch die schwere Verletzung zurückgeworfen und wird wieder Zeit brauchen, um sich aufzubauen.“

Darum wurde die aktuelle Situation mit den jeweiligen Spielern analysiert und seitens der Verantwortlichen ein Plan erarbeitet, wie die bestmögliche Entwicklung aussehen kann. „In Verbindung mit dem Abstiegskampf und Grundwehrdienst oder Rekonvalenszenz war es uns wichtig, dass wir für die Spieler, die Potential haben eine entsprechende Option anbieten können,“ so Tröscher.

In diesen Fällen kommt nun hinzu, dass die JUNIORS als 2. Mannschaft in der Bezirksliga Ost leistungsmäßig sehr weit von der 2. Liga entfernt sind. „Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren mit dem UFC St. Peter/Au einen tollen Partner auf Augenhöhe. Allerdings sehen wir aus mehreren Gründen eine Kooperation mit einem Klub aus der OÖ-Liga als sinnvoller an. Einerseits spielen die Talente dann eine Leistungsstufe höher. Andererseits ist sowohl das Sichten der eigenen Spieler einfacher und zeitgleich scoutet man dadurch auch die OÖ-Liga.“

Aktuelle Leihen

Im aktuellen Transferfenster war der sportliche Leiter umtriebig und hat neben den bestehenden Leihgeschäften mit Robin Mayr-Fälten (St. Peter/Au), Jonas Broser (Edelweiß Linz), Pascal Hofstätter (Hertha Wels) eine Reihe weiterer Leihen vereinbart.

Zu Grün-Weiß Micheldorf wechselten neben Torhüter Valerian Hüttner, dessen Leihe nach St. Valentin vereinbarungsgemäß im Winter endete, auch Mittelfeldmann Patrick Bilic, der im vergangenen Herbst mehrfach in der 2. Mannschaft zum Einsatz kam. „Patrick muss sich in der OÖ-Liga durchsetzen, 100%ig fit sein und dort dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Dieses halbe Jahr wird ein ganz wichtiges in seiner Entwicklung werden. Valerian ist ein hochveranlagter Keeper, der im Sommer durch eine schwere Verletzung gebremst wurde. In seinem Alter ist Spielzeit entscheidend. Mit seiner Qualität kann er Micheldorf sofort helfen,“ erwartet Tröscher einiges von den beiden Leihen.

Für viele überraschend kam die Leihe von Philipp Ablinger zu Union Dietach. „Phil ist noch lange nicht fertig. Er hat sehr gute Anlagen, ein tolles Tempo aber er braucht Zeit und Vertrauen, um sich zu entwickeln. In Dietach hat er einen Trainer, der ihn unbedingt wollte und eine Offensive, von der er als junger Spieler profitieren wird. Er soll seinen Beitrag zu den Dietacher Zielen abliefern und mit Selbstvertrauen zu uns zurückkehren,“ erhofft sich der sportliche Leiter den nächsten Schritt des 20-jährigen Offensiv-Allrounders.

Daniel Bilic wechselt leihweise zum ASK St. Valentin, wo er im Angriff eingeplant ist. „Danis Entwicklung ist etwas ins Stocken geraten. Einerseits erwarten wir uns, dass er sich in dieser erfahrenen Mannschaft behauptet und seine vorhandenen Stärken einbringt aber auch an seinen Schwächen intensiv arbeitet. In Kombination mit dem Wehrdienst, den er aktuell absolvieren muss, wäre das bei uns in dieser Form nicht möglich,“ erklärt man den Transfer bis Sommer.

Zudem werden mit Pawel Stasiak und Max Richter (zuvor WGFM Donaufeld bzw. UFC St. Peter) zwei Spieler, die nun in Wien studieren an den ASV 13 verliehen.

Mathias Spath wechselt, auf eigenen Wunsch, zurück zu seinem Heimatklub USV St. Ulrich von dem er vor 4 Jahren gekommen war. „Spathi hat sich toll entwickelt. Er ist ein guter Fußballer und ein Spitzentyp. Da auch er ein Studium in Wien plant und dies in der Zukunft mit unseren Juniors nicht mehr vereinbar gewesen wäre, sind wir seinem ausdrücklichen Wunsch entgegengekommen und haben versucht, dass der Transfer nach St. Ulrich klappt,“ so Tröscher.

Michael Martic hat sich vorerst gegen eine Leihe entschieden und wird damit für das Frühjahr dem Kader der Juniors angehören. Genauso wie Miroslav Cirkovic. „Für beide Spieler bleibt die Tür natürlich offen. Sie müssen die persönlich schwierige Zeit nun bestmöglich nutzen und uns zeigen, dass sie den absoluten Willen haben, es in die Kampfmannschaft zu schaffen.“

Kooperation erwünscht

In Zukunft sollen Leihgeschäfte weiterhin Bestandteil der Spielerentwicklung sein und junge Talente auch „außer Haus“ heranreifen, bis sie möglicherweise in der 2. Liga ein wesentlicher Bestandteil werden. Gespräche über eine Zusammenarbeit mit entsprechenden Klubs werden in den kommenden Wochen und Monaten intensiviert. „Es muss jedenfalls für alle Beteiligten richtig gut passen. Bereits im vergangenen Sommer hatten wir gute Gespräche, die aber am Ende ergebnislos blieben. Auf Biegen und Brechen werden wir das nicht machen, aber im Sinne der kontinuierlichen Weiterentwicklung für uns als Klub und für unsere jungen Talente werden wir einen – oder mehrere – Partner brauchen,“ so Tröscher.